Die
Pfadfinder und die Demokratie
"Wir
sind eine demokratische Organisation" mit diesem Satz beginnt unsere
Verbandsordnung. Dass unsere Bewegung mit eben dieser Demokratie ihre Schwierigkeiten
zu haben scheint, zeigt die Entwicklung der letzten Monate.
Einerseits
schoss unser Präsident mit seiner generellen Distanzierung der PPÖ von
den Texten einer regierungskritischen HipHop-Band weit über das gewünschte
Ziel hinaus. Eine funktionierende Demokratie muss auch kritische Töne aushalten
können. Die Zeiten, in denen Menschen, die sich abfällig über die
augenblicklichen Machthaber geäußert hatten, hinter Gittern landeten,
sind ja glücklicherweise vorbei. Wollen nicht gerade wir unsere Jugendlichen
zu kritikfähigen und couragierten Staatsbürgern erziehen?
Andererseits
veranstaltete unsere Bewegung einen unglaublichen Aufwand, um alle Kinder und
Jugendlichen über eine Neuformulierung unseres Versprechenstextes zu befragen.
Auf die vielen Stunden und finanziellen Mittel, die in die Entwicklung, Verbreitung
und Auswertung der Fragebögen gesteckt wurden, folgte das ernüchternde
Ergebnis, dass alles beim alten bleibt. Nun waren es aber keineswegs ideologische
Gründe, die zu diesem Ergebnis führten. Unsere 10-13-jährigen GuSp
wollen ganz einfach "kein neues Versprechen lernen".
Mich
überrascht dieser Ausgang nicht. Natürlich ist es wichtig, unsere Kindern
mit demokratischen Prozessen vertraut zu machen. Wir sollten sie allerdings nicht
mit Entscheidungen überfordern, deren Tragweite sie aufgrund ihres Erfahrungshorizontes
noch gar nicht abschätzen können. Diejenigen, die das gekonnt hätten,
nämlich wir Pfadfinderleiter(innen), wurden wie an dieser Stelle ja
bereits beklagt nicht befragt. Vielleicht hätte das Resultat dann
anders ausgesehen.
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