Steven
Spielberg gibt
Pfadfinder-Funktion auf
Die intolerante Haltung
der Boy Scouts of America gegenüber Homosexuellen hat nun den
Hollywood-Regisseur vergrault.
VON MICHAEL HOLZMANN
Einer
der prominentesten Pfadfinder der Welt hat sich aus unseren Reihen
verabschiedet. Aus Protest gegen den Ausschluss von Homosexuellen hat der Hollywood-Regisseur
Steven Spielberg seine Beraterfunktion bei den "Boy Scouts of America"
aufgegeben. Es sei für ihn trauig, zu sehen, wie sich die Pfadfinder in den
vergangenen Jahren aktiv und öffentlich an Diskriminierung beteiligt
hätten, erklärte Spielberg.
Obwohl er nicht direkt bei den
Pfadfindern mitarbeite, hätten viele Leute seine Verbindung zu der Organisation
als einen Ausdruck seiner Unterstützung für deren Politik verstanden,
sagte Spielberg. Um Missverständnisse zu vermeiden, werde er nicht weiter
als Berater tätig sein. Ich dachte, die Pfadfinder stehen für
gleiche Chancen für alle, und ich habe mich immer öffentlich und privat
gegen Intoleranz und Diskriminierung wegen ethnischer, religiöser, rassischer
oder sexueller Zugehörigkeit ausgesprochen, erklärte er. Sobald
sich die Pfadfinder allen öffneten, werde er seine Entscheidung überdenken.
Keine Homosexuellen bei den US-Scouts
In den USA wird seit
Jahren über eine Regel der dortigen Pfadfinder-Organisationen gestritten,
die bekennenden Homosexuellen die Mitgliedschaft verbietet. Im Juni 2000 hatte
das Oberste Gericht in Washington entschieden, dass die Boy Scouts das Recht hätten,
die Kriterien für die Aufnahme neuer Mitglieder nach eigenem Ermessen festzulegen.
Spielbergs Sprecher sagte, der Regisseur sei gegen den Ausschluss von Schwulen
wie auch von jeder anderen Gruppen aus den Pfadfindern.
Ins Rollen gebracht
hatte die Sache der amerikanischen Pfadfinder James Dale. Er war zwölf Jahre
lang Mitglied der "Boy Scouts of America". Als er durch eine Zeitung
als zweiter Vorsitzender eines Vereins für Homosexuelle identifiziert wurde,
warfen ihn die Scouts kurzerhand hinaus, da er als Homosexueller die Anforderungen
der Pfadfinderführungskräfte nicht erfüllen könne. Dale klagte
gegen den Hinauswurf und bekam zunächst beim Supreme Court des US-Bundesstaates
New Jersey Recht. Die Richter kamen zu der Entscheidung, dass der Ausschluß
homosexueller Pfadfinder eindeutig gegen die Grundrechte des Menschen verstoße.
Die 5,7 Millionen Mitglieder starke US-Pfadfinderorganisation ließ
sich jedoch nicht beirren und schaltete das höchste Gericht der USA, den
Supreme Court in Washington ein. Dort wurde "die Unklarheit" über
schwule Pfadfinder auf bundesstaatlicher Ebene - und damit bindend für ganz
Amerika - geregelt: "Die Boy Scouts haben das Recht, die Kriterien für
die Aufnahme neuer Mitglieder nach eigenem Ermessen festzulegen", hieß
es im Urteil des Höchstgerichts.
Deutliche Worte aus Deutschland
Deutliche Worte dazu kamen in Windeseile aus unserem Nachbarland Deutschland.
Der Ring deutscher Pfadfinderverbände (RdP) werde die Diskriminierung von
Schwulen bei den US-Boyscouts zum Thema auf der nächsten Weltkonferenz im
Juli 2002 machen, sagte RdP-Sprecher Hans-Jürgen Poppek. Für Hans-Jürgen
verstoßen die Boyscouts mit der Ausgrenzung von Schwulen gegen die Grundregeln
der Weltpfadfinderschaft, auch wenn das oberste US-Gericht die Praxis des amerikanischen
Verbandes indirekt bestätigt habe. Bei den vier im RdP organisierten Pfadfinderverbänden
ist Homosexualität ausdrücklich akzeptiert.
Von offizieller
PPÖ-Seite war zu diesem Thema bisher keine Stellungnahme zu vernehmen.