Diese
Hitze, diese unglaubliche Hitze!
Die
Luft flimmert. Das verdorrte Gras lässt Büffelherden am Horizont vermuten. Steppenfeeling
in Leobersdorf.
VON
STEFANIE GANSER
Trotz
der unglaublichen Hitze bin ich unterwegs, um all die muti gen Leute zu besuchen,
die sich im Schweiße ihres Angesichts produktiv zeigen. Da vorn sehe ich schon
die ersten im Schatten eines Kastanienbaums sitzen. Bunte Gesichter starren mich
an. „Kommt das in die Zeitung?
“
Brauner Gatsch – mir wurde erklärt, das nennt man „Henna“ – wird auf die Haut
getupft. „Schützt das auch gegen die Sonne?“ – „Nein, doch es lenkt etwas von
der Hitze ab!“. Ah, ja, das hatte ich fast vergessen. Mir ist sooo heiß.
Wieder
ein Schweißtropfen auf meiner Stirn
Doch
ich nehme all meine Motivation zusammen und schlendere Richtung Sanitätszelt.
Hinter den Staff-Zelten sehe ich einige Gruppen sitzen. Die einen schnitzen Skulpturen
aus Ytong, einige beschäftigen sich als Amateur-Archäologen. Wieder bahnt sich
ein Schweißtropfen seinen Weg an meiner Stirn herunter.
Also
werde ich das Geschehen dort, das sich in der prallen Sonne abspielt, nicht näher
unter die Lupe nehmen. Tschuldigung. Plötzlich stürmen unheimlich aussehende Gestalten
in gelben Overalls und Gasmasken an mir vorbei. Der erstbeste wird von ihnen mit
Handschellen gefesselt. „Sind das irgenwelche Radikalen, oder was?“ – „Nein, wir
spielen Greenpeace-Aktivisten!“. Sie erklären mir, dass sie eingewiesen werden,
wie man sich verhält, wenn Polizisten versuchen, sie als Demonstranten wegzutragen.
– „Ah, ja!“. Gut, weiter geht’s.
Vor
mir liegen auf einmal Menschen verletzt am Boden. „Oh Gott, was ist passiert!“
– „Keine Panik!“ Ich bemerke natürlich sofort, dass das nur das Erste-Hilfe-Atelier
sein kann. Sehr praktisch, das gilt gleich als Kurs für den Führerschein.
Ich
halte mich aber nicht länger auf, denn schon wieder werde ich unangenehm an das
Wetter erinnert. Ein Fetzen Haut löst sich von meinem Nacken. Sehr schön. Nun
folge ich angenehmen Rhythmen. Bunte Bälle fliegen durch die Luft, es wird „geschwungen“
und natürlich getrommelt. Auf meine Frage, wie man all diese Anstrengungen in
der Sonne aushält, bekomme ich keine Antwort. Die Menschen hinter der Trommel
sitzen mit starrem Blick da und fixieren bestimmte Punkte. Wie in Trance verfolgen
sie ihren Rhythmus.
Aus
„Unter Strom“ (gekürzt)
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