90
Jahre Pfadfinder in Niederösterreich Wir
Niederösterreicher haben einen Grund zum Feiern. Am 3. Juni 2000 werden wir in
Krems auf unseren „Neunziger“ anstoßen ... VON
MICHAEL HOLZMANN
Das geschriebene
Wort spielt eine nicht unwesentliche Rolle in der Entstehung unserer weltweiten
Bewegung. Schließlich war es ja nicht zuletzt B.P.’s Buch „Scouting for Boys“
(1908), das für die rasche Verbreitung der Pfadfinderidee sorgte. Im
deutschsprachigen Raum hat aber ein weiterer Mann eine sehr große Bedeutung: Dr.
Alexander Lion. Der deutsche Stabsarzt entschied sich für „Pfadfinder“ als Entsprechung
des englischen Wortes „Scout“ und übersetze 1909 Baden-Powells Werk ins Deutsche.
In seinem „Pfadfinderbuch“ verband er deutsche Vortellungen von Jugendarbeit mit
den Ideen B.P.’s. 1910:
Ein Lehrer in Wiener Neustadt Genau
dieses Buch war es, das der Übungsschullehrer Georg Pfligersdorfer bereits ein
Jahr später an der „Übungsschule des Wiener Neustädter Lehrerseminars“ für die
Jugendbeschäftigung einsetzte; eine Tatsache, die als Geburtsstunde der Pfadfinder
in Niederösterreichs angesehen werden kann. In seinem „Logbuch der Pfadfinderverbände
Österreichs“ meint der „Pfadfinderhistoriker“ Kurt Pribich dazu: : „Die Arbeit
(in Wiener Neustadt) kann jedoch noch nicht als echte Pfadfindererziehung angesehen
werden kann, da die drei Pfadfinder-Grundelemente „Gesetz, Versprechen und Wahlspruch“
außer acht gelassen wurden.“ Fest
steht in jedem Fall, dass Georg Pfligersdorfer damit die ersten Pfadfinderaktivitäten
in unserem Bundesland, und wenn man von unseren heutigen Grenzen ausgeht, sogar
österreichweit gesetzt hat. Zur
gleichen Zeit verwendete der Lehrer Willy Teuber in der „Militär-Erziehungs- und
Bildungsanstalt Straß“ in der Steiermark das englische Original „Scouting for
Boys“, das vom Kriegsministerum als „Beschäftigungsbuch“ empfohlen wurde. 1912:
„Papa“ Teuber in Wien 1912
bildete „Papa“ Emmerich Teuber (Willys Bruder) in Wien aus sechs Mitgliedern des
in Auflösung begriffenen Erdberger Knabenhortes die erste „Pfadfinderkompagnie“,
der bald zwei weitere folgten und das „Wiener Pfadfinderkorps“ bildeten. Im
selben Jahr gründete der Steuerassistent Eduard Weber in Tulln das Pfadfinderkorps
„Erzherzog Albrecht“, das allerdings 1918 wieder aufgelöst wurde und in der pfadfinderinternen
Geschichtsschreibung in Vergessenheit geriet. 1913
folgten in Vorarlberg durch den Fabrikanten Hämmerle Pfadfinderkorps in Dornbirn,
Bludenz und Lustenau. In Graz begann das „Pfadfinderkorps St. Georg“ mit seinen
Aktivitäten. 1914:
Gründung des ÖPB Gemeinsam
mit Gruppen, die sich in Galizien und Böhmen gebildet hatten, schlossen sich alle
diese Pfadfinderkorps 1914 auf Initiative von „Papa“ Teuber zum „Österreichischen
Pfadfinderbund (ÖPB)“ zusammen. 1926
spalteten sich 19 katholische Gruppen vom Pfadfinderbund ab und bildeten das „Österreichische
Pfadfinderkorps St. Georg (ÖPK)“. Ein
versuchter gemeinsamer Neubeginn 1946 mit den „Pfadfinder Österreichs (PÖ)“ scheiterte
bereits ein Jahr später. 1947 kam es zu Abspaltung ehemaliger ÖPB-Führer, die
erneut den ÖPB gründeten, damit allerdings die internationale Anerkennung des
Weltverbandes verloren.
Die PÖ sowie seit 1976 die Nachfolgebewegung „Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs“
(PPÖ) sind bis heute als einzige Pfadfinderbewegung Österreichs Mitglied der WOSM. Deine
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