Niederösterreichische Pfadfinder und Pfadfinderinnen
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Pfadfinder – eine aussterbende Bewegung?

Um unseren Mitgliederschwund zu stoppen, arbeiten wir an einem Konzept zur Gründung neuer Gruppen.


Seit Jahren kannst du in den Kontakten lesen oder auf Tagungen hören, dass die Pfadfinder in Niederösterreich (ähnliches gilt vermutlich in ganz Österreich) in den Gruppen viele Mitglieder verlieren.

Der Gründe sind viele: Kinder und Jugendzahlen nehmen generell ab (Geburtenrückgang), die Zeit in der Schule und Ausbildung wird länger, das Freizeitangebot größer (weniger Zeit zu vielen Aktivitäten), und wenn man auf Jugendforscher hört, ist es uncool, sich bei Vereinen und Bewegungen zu engagieren oder langfristig zu binden. Das Problem ist wie erwähnt schon länger bekannt, aber dennoch ließ sich keine Trendumkehr erkennen. Klarerweise haben auch Führer- und Leiter(innen) weniger Zeit.

Unsere Antwort?

Schon vor einigen Jahren wurde deshalb auf Bundesebene „Wir wollen wachsen“ als ein Leitmotiv gefasst. Vor einem Jahr haben wir uns im Landesverband das Ziel gesetzt, der Mitgliederabnahme bewusst entgegen zutreten. Damit meinen wir nicht (mit Augenzwinkern), dass wir alle volljährigen Mitglieder auffordern, sich aktiv zu beteiligen und in die Pfadfinderproduktion einzusteigen. Zwar könnten in etwa 5-10 Jahren dann wesentlich mehr Pfadfinder(innen) vorhanden sein, aber das ist eine sehr langfristige und unsichere Strategie. Denn ob da jeder dazu bereit sein würde, ist mehr als fraglich (wie gesagt, diese Zeilen bitte mit Augenzwinkern zu verstehen).

Konkrete Schritte

Derzeit erarbeiten wir ein Konzept und die entsprechende Unterlagen, um in den Bezirken Grundlagen und Voraussetzungen zu schaffen, neue Gruppen zu gründen. Wir suchen hier die entsprechende Unterstützung nicht nur bei euch, sondern vielmehr bei der der Landes- und Gemeindepolitik, da wir überzeugt sind, dass Pfadfinder(innen) in jedem Ort einen Gewinn für die jeweilige Gemeinde darstellen. Mit Beginn 2007, rechtzeitig zum 100-Jahre-Jubiläum unserer Pfadfinderbewegung, soll es soweit sein, dieses großes Anliegen umzusetzen. So gesehen könnten 100 Gruppen in Niederösterreich nicht bloß Phantastereien, sondern bald ein realistisches Ziel sein.

Was hat Ausbildung damit zu tun?

Berechtigerweise hat all dies, was ich bis jetzt geschrieben habe, nichts mit Ausbildung zu tun (außer dass ich mich persönlich sehr dafür interessiere und einsetze). Die oben erwähnten großen Anliegen und Vorhaben sind bedeutungslos, wenn es uns nicht gelingt, in den Gruppen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen für die Pfadfinderbewegung zu begeistern.

Irgendwann hast du dich entschlossen, nach deiner RaRo-Zeit in die Leitung oder Mitarbeit deiner Gruppe einzusteigen und einen Teil deiner Freizeit für diese Tätigkeit herzugeben. Du hast diese intensive Auseinandersetzung, ob das eine sinnvolle und bereichernde Aufgabe ist, hinter dir. So wie viele andere hattest du sicher viele tolle Erlebnisse auf Lagern und in den Heimstunden gehabt, Neues wie Interessantes kennen gelernt und erfahren und bist nach wie vor begeistert dabei. Genau dieses Gefühl und Gespür müssen wir unseren Kindern und Jugendlichen weitergeben: Begeisterung, gemeinsame Abenteuer, mit anderen leben, lernen in der Gemeinschaft und Positives fürs Leben mitnehmen. Als Führer- und Leiter(innen) leiten und begleiten wir Kinder und Jugendliche auf diesem ihrem Weg zum Erwachsenen, ich würde sogar sagen, wir bilden sie aus. Und dieser „Bildungsweg“ macht Spaß.

Und hier kann Ausbildung ansetzen

Auf unseren Seminaren und Tagungen geben wir dir theoretisches „Gewusst wie“ und viele Praxistipps mit. Hier kannst du Neues erfahren und Bekanntes festigen, deine Tätigkeit reflektieren und so erweitern, Motivation holen, sowie mit anderen Führern und Leiter(innen) Erfahrungen austauschen. Ich denke auch, dass wir zusätzliche Ausbildungsseminare anbieten sollen, um dir und deinen Kindern und Jugendlichen Neues zu ermöglichen: Kurse zu bestimmten Outdoor-Aktivitäten, die auch den Standards der heutigen Zeit entsprechen. Hier stecken wir schon in den ersten Planungen, und du wirst im kommenden Seminarangebot einiges Attraktives finden. Du kannst aber auch Weiterbildung außerhalb der Pfadfinder nutzen, dies wird dir in deiner Pfadfinder-Ausbildung angerechnet.

Und gleiches gilt natürlich und besonders für deine Gruppe. Die beste Werbung für die Gruppe sind zufriedene und begeisterte Kinder und Jugendliche (und Erwachsene), die gerne und stolz weitersagen und erzählen, was sie bei uns erlebt haben und ihr Pfadfinder-Sein nicht verstecken. Ich selbst habe es oft erlebt: Jugendliche bringen Freunde mit, wenn es ihnen bei uns taugt, sie sind aber so schnell weg, wenn es fad und langweilig ist und sie keine Freunde und Freude finden. Es steht und fällt mit dem was und wie wir es machen.

Für den Trupp umgelegt heißt das: Wir schauen,

  • dass Kinder und Jugendlichen beim Programm mitmachen;
  • dass alle etwas zu tun und eine Aufgabe haben;
  • dass untereinander alle aufeinander hören und Rücksicht nehmen;
  • dass es ist locker, aber nicht chaotische und
  • dass es gerecht, aber nicht streng zugeht;
  • dass uns jedes einzelne Kind/ jeder einzelne Jugendliche wichtig ist.

Gut gelaunte Führer- und Leiter(innen) stecken an!

Für die Gruppe umgelegt heißt dass: Wir schauen

  • dass Kinder und Jugendliche wissen, was in den anderen Stufen passiert und sie das auch einmal machen werden, und daher dabei bleiben wollen;
  • dass Stufenmethoden nicht vorweggenommen oder verlängert werden, sondern jede Stufe ihre Besonderheit hat;
  • dass Kinder und Jugendliche spüren, dass die Gruppe mehr als nur der eigene Trupp ist;
  • dass sich alle einbringen und miteinander arbeiten können;
  • dass wir gerne unsere freie Zeit miteinander verbringen.

Ein positives Umfeld schafft fruchtbare, kontinuierliche Arbeit.

Diese Gedanken und Überlegungen sind eine Zusammenfassung. Die lange Fassung gibt es auf der Landestagung Mitte November.

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VON HANNES GRUBER

Hannes Gruber ist Landesbauftragter für Ausbildung.